Tieferlegung der Vorderachse von Käfern ab Modell 1966 bis hin zum aktuellen Mexikaner

Wir gehen davon aus, dass wir einen Käfer oder einen Verwandten an der Vorderachse dem Boden näherbringen möchten. Hierbei beziehe ich mich auf die Käfer mit Kugelgelenkachsen. Speziell ist immer die Rede vom Käfer. In ähnlicher Form treffen die Möglichkeiten aber auch für Karmann Ghia oder Kübel zu. Dabei ergeben sich prinzipiell 3 unterschiedliche Möglichkeiten der Tieferlegung, wenn man von Zementsäcken im Kofferraum einmal absieht :-)

1. Einbau einer verstellbaren VA bzw. Umbau zur VVA mittels verstellbarer Rasterplatten

Verstellbare Vorderachsen sind Achsen, bei denen durch Rasterplatten die Vorspannung der Federpakete und somit die Lage der Traggelenke und Achsschenkel zum Achskörper hin variiert werden kann. Dadurch ergeben sich je nach Einstellung andere Tieferlegungen des Vorderwagens, wobei ein Zahn etwa den Unterschied von einem Zentimeter ausmacht. Es waren zeitweilig auch Achsen mit minderwertigen Klemmungen ohne Raster auf dem Markt, die kaum sicherheitstechnischen Anforderungen gerecht wurden. Ein selbsttätiges Lösen der Verbindung war hierbei möglich, deswegen winkte der TÜV bei Einbauten solcher Achsen auch meist auf Grund dieser schlechten Erfahrungen im Vorfeld schon ab.

Weitere Dinge sind zu beachten:

Der Einbau gekürzter Stoßdämpfer ist zwingend erforderlich, will man nicht ständig am Endanschlag der Dämpfer fahren. Es ist ein Restfederweg von 30 mm notwendig. Ohne wirksamen Arbeitsbereich würde sich das Fahrverhalten rapide verschlechtern. Es werden oft Kadett C-Komponenten benutzt, diese passen durch Aufbohren des Federbeinauges. Sie sind aber für ein Auto mit wesentlich höherer Vorderachslast konstruiert worden und dementsprechend etwas überdämpft. Erfahrungsgemäss (speziell im Falle Koni) schlägt sich das mit einer hoppelnden Achse nieder. Kürzere Gasdruckdämpfer heben einen Teil der Tieferlegung wieder auf. Ob der Einbau von Traggelenken mit erweitertem Arbeitsbereich lohnenswert ist will ich nicht beurteilen, es gibt jedenfalls welche. Auf jeden Fall ist hier durch die veränderte Geometrie mit erhöhtem Verschleiss zu rechnen. Um einer Verschlechterung des Geradeauslaufes entgegenzuwirken sollte der Nachlauf der Vorderachse vergrössert werden. Dies wird durch den Einbau von sogenannten Nachlaufschalen (Caster-Shims) unter das untere Achsrohr bewirkt. Je nach Grad der Tieferlegung ist auch der Einbau von Sturzexentern mit größerem Verstellbereich einzuplanen, damit die optimalen Werte eingestellt werden können.

1.1 Verstellbare VA "Puma" produziert in Brasilien bzw. Mexiko

Die meistverbreitete ihrer Art wird allgemein als "Puma-Achse" bzw. einfach "Verstellbare Vorderachse" bezeichnet. Sie ist mittlerweile über alle Käfertuner in Deutschland mit oder ohne entsprechendes TÜV-Gutachten erhältlich zu Preisen, die sich zwischen 275 und 400 DM bewegen. Anfang der 90er Jahre war es noch üblich, diese Achsen im Handgepäck aus den USA mitzubringen. Die ersten Achsen die in Deutschland gehandelt wurden kosteten noch ein vielfaches der heutigen Preise. Der starke Fall dessen dürfte massgeblich zu ihrem Siegeszug beigetragen haben. Diese Import-Achsen haben erfahrungsgemäss eine schwankende Qualität, auf die der Händler keinen Einfluss hat. Es ist auf jeden Fall die einfachste technisch sinnvolle Art, um einen Käfer mit Kugelgelenkvorderachse vorn tieferzulegen. Will man lange Freude an seiner Neuanschaffung haben, sollte man nachfolgenden Punkten Beachtung schenken.

Vorteile:

Mögliche Nachteile: Diese Fehler können wie gesagt auftreten, müssen es aber nicht. Im Falle einer beabsichtigten Anschaffung ist man immer am besten beraten, die Achse vor dem Kauf anzusehen, um eventuelle spätere Reklamationen zu vermeiden.

1.2 Verstellbare VA auf Basis einer umgebauten Originalachse

Basis eines jeden Umbaus zur VVA ist immer ein neuer bzw. gut erhaltener Originalachskörper. Dieser ist im Allgemeinen speziell bei deutschen Käfern von höherer Qualität als die angebotenen Import-Achskörper. Hierbei erfolgt der Einbau von Rasterplatten in Eigenarbeit oder in einer Fachwerkstatt. Eine hochpräzise Schweißarbeit ist dabei die Grundbedingung. Falscher Ehrgeiz ist bei so sicherheitsrelevanten Arbeiten nicht sinnvoll, Hobbyschweißer sind hier fehl am Platze! Aus diesem Grunde möchte ich auch gar nicht versuchen, die einzelnen Arbeitsschritte zu beschreiben. Ein bebilderter Umbau ist in der VW-Speed 3/2001 beschrieben.

1.2.1 Mexikanische/brasilianische Rasterplatten

Diese Rasterplatten entsprechen den Rasterplatten, die man auch in den käuflichen Import-VVA findet. Der einzige Vorteil der sich durch den Selbsteinbau ergibt ist die Erhaltung des originalen Achskörpers. Wenn man sich jedoch schon selbst an den Eigenbau wagt bzw. ihn durch eine Fachwerkstatt ausführen lässt sollte man gleich auf die verstärkten Ausführungen von Gene Berg oder Tafel zurückgreifen.

1.2.2 Verstellbare VA mit Gene Berg-Rasterplatten

Die Firma Gene Berg aus den USA stellt Rasterplatten her, die in Größe und Stabilität mexikanische/brasilianische übertreffen. Sie sind jahrelang erprobt und haben einen guten Ruf. Der Umbau kann in Eigenregie oder durch eine Fachfirma vorgenommen werden.

Vorteile sind hierbei:

Nachteile: 1.2.3 Verstellbare VA mit Tafel-Rasterplatten

Die Firma Tafel in Wetter baut normale Serienachsen zu verstellbaren um. Dieses erfolgt unter Verwendung von Rasterplatten, die jene von Gene Berg in Größe und Stabilität noch übertreffen. Wird der Umbau von der Firma Tafel selbst vorgenommen, erhält man ein entsprechendes TÜV-Gutachten.

Vorteile sind hierbei:

Nachteil: 2. Einbau von Tieferlegungsachsschenkeln

Die zweite Methode, um einen "Kurzen" vorn tieferzulegen ist der Einbau anderer Achsschenkel. Hierbei werden Achsschenkel verwendet, die einen versetzten Achszapfen haben und somit praktisch eine Höherlegung des Rades und damit eine Absenkung des Aufbaues ermöglichen. Es sind hierbei keinerlei Schweissarbeiten erforderlich, der Einbau kann mit anschliessender Achsvermessung durch eine Fachwerkstatt in Eigenregie erfolgen.

Vorteile sind gegenüber der VVA:

Nachteile zur VVA: 2.1 Tieferlegungsachsschenkel des amerikanischen Herstellers CB Performance

Die amerikanische Firma CB Performance stellt seit ein paar Jahren ihre eigenentwickelten Achsschenkel her. Es gibt hiervon Ausführungen für Trommel- und Scheibenbremsen. Sie lehnen sich vom Design her an die Originale an, ermöglichen jedoch eine Tieferlegung des Fahrzeuges um etwa 6 cm. Die Achsschenkel haben einen verpressten Achszapfen. In Deutschland werden diese Produkte über verschiedene Anbieter vertrieben, die es ermöglichen eine Eintragung per Einzelabnahme vorzunehmen. Pünktlich zum Jahreswechsel 2001 konnte die Firma CustomSpeedParts vermelden, dass sie jetzt als erste Firma über ein offizielles TÜV-Gutachten für die Scheibenbremsversion verfügt.

Vorteile:

Nachteile: 2.2 Tieferlegungsachsschenkel von Willibald

Die Firma Willibald stellt eigene Achsschenkel her, die ebenfalls für eine Tieferlegung von etwa 6 cm sorgen. Das Interessante an den Teilen ist, dass sie aus 2 Trommelbremsachsschenkeln vom Käfer und 2 Achsschenkeln vom 944er Porsche mit Schwimmsattelbremsen hergestellt werden. Dies ergibt natürlich eine interessante und preisgünstige Möglichkeit für Freunde von Porschebremsanlagen am Käfer. Die bekannt gute und günstige Anlage des 944 lässt sich also verwenden und gleichzeitig legt man den Käfer traggelenkverschleissfrei um etwa 6 cm tiefer. Die Firma Willibald liefert zu den von ihr hergestellten Achsschenkeln ein Schweissgutachten, mit dem Zweifel an der Festigkeit ebenso wie mangelnde "Eintragungsfreude" von TÜV-Prüfern ausgeräumt werden sollen.

Vorteile:

Nachteile: 2.3 Tieferlegungsachsschenkel von Kerscher

Wie bereits in der "Bodengruppentherapie" von Helmut Horn beschrieben stellte Kerscher eine interessante Lösung von Tieferlegungsachsschenkeln vor. Diese Achsschenkel sollten durch ihr spezielles Design wahlweise den Anbau von Käferbremssätteln und Porsche Schwimm- bzw. Festsätteln ermöglichen. Auf meine telefonische Nachfrage im Jahr 1999 auf die Lieferbarkeit dieser interessanten Lösung erfuhr ich, dass die Materialfrage nicht endgültig geklärt sei und die Kooperation mit Partnern in der Luft hängt. Jedenfalls sind diese Achsschenkel auf absehbare Zeit leider nur im Kerscher-Prospekt und in bereits erwähntem Buch zu sehen.

3. Umschweissen der Achsrohre

Diese Methode wurde meines Wissens in Amerika schon in den 60er Jahren angewendet. Hierbei werden die Achsrohre jeweils von den Seitenteilen und von den mittleren Befestigungen abgetrennt, verdreht und anschliessend wieder festgeschweisst. Dadurch werden dieselben Änderungen der Achsgeometrie wie bei einer VVA erreicht, nur dass es sich um eine feste Verstellung handelt. Natürlich ist hierbei eine absolute Qualitätsarbeit beim Schweissen erforderlich. Manchmal gingen diesen Arbeiten auch mit dem Einkürzen der Achsrohre und Federpakete einher. Dies hat den Sinn bei der Montage anderer Felgen die Freigängigkeit in den Radhäusern zu erhalten bzw. die Verbreiterung der Spur zu vermeiden. Aus heutiger Sicht hat diese Art der Tieferlegung meines Erachtens nur Berechtigung an zeitgenössisch getunten Fahrzeugen aus der Zeit, in der diese Technik an der Tagesordnung war. Da es heute die beiden anderen Varianten gibt, die auch eintragungsfähig sind sollte ein solcher Umbau heutzutage nicht mehr in Erwägung gezogen werden.


==>> Weiter zur Einbau-Anleitung für eine VVA von Gerhard Mies


Impressum:

Diese Zeilen entsprangen der Tastatur von Rocco Fiebig. Sie sind nur zur Verwendung durch die Webseiten des Bugnet und den Autor selbst vorgesehen. Jegliche Veröffentlichung bitte nur unter Quellenangabe. Die Verwendung der Markennamen Porsche, VW, Karmann Ghia dienen nur der näheren Beschreibung und stehen in keinem Zusammenhang mit den Markeninhabern. Die ausserdem zitierten Firmen sind wie folgt zu erreichen: